Wer mit Katzen zusammen lebt weiss, dass sie ihre eigene Lebensweise verfolgen. Das ist durchaus eine positive Eigenschaft dieser liebenswerten Mitbewohner. Für mich bedeutet das nicht einfach, sich der Lebensgemeinschaft anzupassen, sondern eine Symbiose einzugehen. Dazu gehört auch der gemeinsame „Lebensraum“.
Meine Tiere sind reine Wohnungskatzen, da ich in einer Großstadt lebe. Neben der baumreichen Straße und dem Balkon, der meinen Tieren und mir zur Verfügung steht, habe ich mir als Liebhaber von Bäumen die Natur einfach „ungeschminkt“ in meine Wohnung geholt. Um es genau zu sagen: Wann immer auf meinen Baustellen Bäume gefällt werden mussten, habe ich mir sie als „Erinnerungsstücke“ gesichert, nach Hause verschleppt und nachfolgend aufgeführte „Katzenbäume“ wie Skulpturen in meiner Wohnung platziert. Meine Tiger haben sie liebend gern als Rückzugsort angenommen.
Und ich erfreue mich der Präsens der Bäume und ihrer neuer Gestalt; und erinnere mich daran, woher sie stammen und was ich zu jener Zeit zu tun hatte.
Der "Maschinenraum"
Warum einen alten Obstbaum aus Ihrem Garten dem Kaminfeuer überlassen? Vielleicht sind Sie bereits als kleines Kind darauf herum geklettert. Ein Kirsch- oder Birnbaum oder gar eine alte Korkenzieherweide? Bäume sind etwas ganz besonderes. Ich habe keinen eigenen Garten, noch könnte ich behaupten, Kind einer alt eingesessenen Familie zu sein. Ein „Familienbesitz“ gibt es nicht; ich war ein Kind, wie so viele andere auch, eines ostpreußischen Flüchtlings. Meine Heimat ist der Ort, an dem ich gerade lebe; meine Heimat erfindet sich sozusagen selbst und eventuell werden Nachkommen in den Genuss kommen, eine Heimstätte als ihr „zu Hause“ zu erkennen. Mir ist bewusst, wie schön es sein muss, seine Herkunft mit dem Wort „Heimat“ in Verbindung zu wissen. Ich arbeite quasi daran, doch ob es mir gelingt, wissen nur die Götter! Überlegen Sie sich also ganz genau, was Sie mit Ihrem Baum in Ihrem alten Garten machen möchten, wenn er erst einmal fallen muss. Er ist bestimmt eine sehr starke Erinnerung.
Ich habe in meiner Wohnung die alten Kachelöfen abreißen lassen - sie waren hübsch, aber ohne Nutzen, da ich Sie nicht mehr befeuern konnte. An Ihrer Stelle habe ich meine Katzenbäume gesetzt und ich bereue es nicht einen Augenblick. Anstelle meiner Erinnerungen an meine „Heimat“ habe ich mir Bäume mit nach Hause gebracht, die ich im Laufe meines Lebens fällen musste, weil es einfach mein Job war. Hier ein paar Bilder des Katzenbaumes aus unserem Arbeits- und Atelierraum. Ein „Stück“ Birke aus Berlin und einem "Aufstieg" aus einem Stamm einer Säuleneiche aus Leipzig.
Die "Kaptiänskajüte"
Eine Korkenzieherweide. Eine Erinnerung aus meiner Leipziger Zeit und ein Geschenk von Birgit und Karsten aus dem „Blumenladen“ Saltoflorale in der Katharinensstraße dieser Stadt. Sie schmückt mein eigenes Zimmer und ist der Lieblingsplatz von Herrn Sörensen. Eine alte Weinkiste und eine Decke und fertig ist das Schlafgemach. Ich habe meine Katzenbäume unbearbeitet errichtet, weil ich sie in natura schätze. Sicherlich kann man sie auch veredeln und zu wahren Skulpturen ausbilden, aber für meine und meiner Tiere Bedürfnisse sind sie völlig ausreichend und richtig an diesem Ort. Und durch das Integrieren der Schlafplätze erinnern sie mich auch an die Baumhäuser meiner eigenen Kindheit, nur für Katzen eben. Wer mochte das nicht zu seiner Zeit?