Was vom Tage übrig bleibt

22.07.2013 - Der Versuch einer Strukturierung
22.07.2013 - Der Versuch einer Strukturierung
26. Juli 2013
26. Juli 2013

Heute bin ich schon um Acht Uhr am Morgen aufgestanden. Bevor ich mich aber wieder an die Arbeit gesetzt habe, hatte ich gelesen und die Blumen gegossen auf meinem Balkon. Der Sommer ist wunderbar in diesem Jahr. Es ist Tag 5 meiner „Strukturierung“, so, wie ich es im Jahr 2011 im St. Joseph Krankenhaus gelernt hatte. Nun versuche ich, diese „Behandlung“ an mir selbst auszuüben. 

Ich komme nur langsam voran. Auch die Segel der ersten beiden Walnusskreuzer müssen noch einmal lackiert werden, mit einer Kippe und dem morgentlichen Kaffee. Ich betreibe einen erheblichen Aufwand für meine erste Flaschenpost und mich überkommen bereits  Zweifel. Wäre das „Ergebnis“ wenigstens perfekt! Aber davon bin ich noch weit entfernt und das ärgert mich. Und immer wieder die gleiche Erkenntnis: Werkzeug! Habe mir auf die Schnelle einen kleinen Satz billiger Pinsel gekauft! Und nach den ersten Strichen wird klar, die Dinger taugen einfach nichts. Irgendwann sollte man es doch wissen. So sieht mein Alltag aus. 

Aber ich bin heute voller Tatendrang. Endlich einmal etwas fertig stellen. Wieder etwas „eigenes“ vor Augen halten, trotz aller Widrigkeiten und der Mängel, die meinem Auge nicht verborgen bleiben. Die erste Flaschenpost wird etwas ganz besonderes für mich sein. Da werde ich später noch ins Weingold schauen müssen und mir eine entsprechende Weinflasche auswählen, in der ich später den zu schreibenden Brief versenken werde. Diese Idee gefällt mir selbst wirklich gut. 

Die erste Flaschenpost werde ich in einen 2011er Saumur Rouge, Val de Loire, versenken. Ich trage seit heute einen Ring und lasse mir den Wein schmecken. Der Tag ist gelaufen.

 

 

25. Juli 2013
25. Juli 2013

Tag Vier begann so gegen 11 Uhr am Vormittag. Ich habe die ersten Segel gehisst und die Wandkonsole für den zweiten Traum gefertigt - Der Goldener Baum. Die Lackierung der ersten Konsole für die Walnusskreuzer ist nicht nach meinen Wünschen geworden, hier muss ich nacharbeiten. Mit der Arbeit kommen auch die ersten Schwächen zum Vorschein, aber das gehört wohl dazu. Insgesamt gab es heute nicht viel zu vermelden. Ich habe geschliffen, gebohrt, nachgearbeitet und ausprobiert. Immerhin, ich habe die Segel rot lackiert und bald kann ich meine erste Flaschenpost schreiben. Das Wort des Tages dürfte Demut heißen. Darin sollte ich mich üben.

 

 

24. Juli 2013
24. Juli 2013

Heute habe ich total verpennt! Nachdem ich gestern Abend wieder „Frieden“ mit mir gefunden hatte (nicht bevor ich meine teure Tastatur durch mein Zimmer gefeuert hatte) fühle ich mich ein wenig mau. Um Vier heute in der Frühe war ich zwischenzeitlich wach geworden, hatte zwei Wein getrunken und ein wenig geschrieben. Dann war ich wieder eingeschlafen. Natürlich gleich bis ein Uhr. So beginnt der Tag 3 meiner Unternehmungslust. Kaffee und ein paar Kippen, bevor ich die beiden „Bootsdecks“ nachlackiert habe. 

Die nächste Wandkonsole ist in Arbeit. Es ist anstrengend, mit einer recht stumpfen Gehrungssäge die 19 mm MDF zu durchtrennen. Warum habe ich das Material nicht einfach zurecht sägen lassen? Da stand eben eine Schlange an und ich hatte meine Liebste an der Hand. Ich kann zumindest behaupten, ich habe alles von eigener Hand vorbereitet, sogar die Objektträger meiner Ideen.

 

 

23. Juli 2013
23. Juli 2013

Tag Zwei des Monologes. 

Der Sommer bleibt schön. Bin erst kurz nach Zehn aufgestanden. Habe gleich gemächlich angeknüpft an den gestrigen Arbeitstag, während ich Kaffee aufgesetzt habe. Ich bin sehr langsam, was die „eigenen Arbeiten“ angeht, daran muss ich mich wohl gewöhnen. Ich brauche für alles die doppelte, vielleicht auch die dreifache Zeit, als ich mir für eine Aufgabe vorgenommen habe. Davon darf ich mich nicht entmutigen lassen, geschweige denn darüber in Depressionen zu verfallen. Geduld ist alles und ich sollte es als eine persönliche Disziplin betrachten. 

Habe die erste Hintergrundplatte leicht koloriert und die beiden ersten Miniaturschiffsrümpfe das zweite mal lackiert. Die Walnussschalen stammen übrigens aus Klitten, aus der Nähe von Cottbus, ein Geschenk meiner einzigen „Lieblingsmaurer“, wenn ich das so zum Ausdruck bringen darf. Ich fühle mich wie der letzte Heuler, aber ich zeichne einen Zaunkönig für die zweite Rückplatte. Ich muss mich mit den Dingen vertraut machen. Ich darf nicht nachlassen, weil ich mir selbst die Freude nicht verderben will auf dem Weg, der mir noch steinig genug werden wird.

 

22. Juli 2013
22. Juli 2013

Seit dreieinhalb Monaten Lotterdasein habe ich mein Leben wieder in die Hand genommen; genau genommen habe ich Ölkreiden, Buntstifte, Bleistifte, Walnusshälften, eine Gehrungssäge, Bohrer, schwarz durchgefärbtes MDF, eine Kaltnadel, einen vertrockneten Baum (ein ehemaliger Bonsai) und eine Sprühdose zur Hand genommen. Bin um neun Uhr aufgestanden und habe bis neunzehn Uhr geduldig gearbeitet. Ein erster Schritt; ein behutsamer Beginn, ohne Gefahr zu laufen, gleich wieder über die ersten eigenen Ansprüche zu stolpern. Alles war sorgsam vorbereitet, wie ich nun im Nachgang feststellen kann. Sogar ein paar kleine, positive Überraschungselemente wurden mir offenbar; ein paar Hoffnungsschimmer quasi für mein Selbstvertrauen. Aus den vielen zurückliegenden Jahren aus zusammen gewürfelten Gedanken erwachsen wie aus dem Nichts reelle Modelle und binden Ideen zusammen. Die Rümpfe der ersten beiden „Walnusskreuzer“ in Miniatur sind entstanden - die Prototypen für meine „Flaschenpost“, die ich in die Welt werfen möchte. Sie werden auf Wandkonsolen stehen aus durchgefärbten, schwarzem MDF. Die sichtbaren Rückwände der Konsolen versehe ich mit Symbolen in Form von „Negativen“, ähnlich eingeritzt, so wie Kaltnadelradierungen entstehen, die ich morgen leicht einfärben möchte im Farbton der Schiffsrümpfe. Die erste Konsole ist gestochen, geschliffen und mattiniert und ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich habe Fischsymbole gestochen für das erste Modell. Der getrocknete Bonsai ist abgebürstet und mit goldfarbenem Lack überzogen und trocknet unter meinem Ikeakronleuchter. Ich werde diese Reihe unter die Rubrik „Träume“ einordnen und vorstellen, denn das ist ja der Urgedanke all dieser Bemühungen. Das Projekt hat begonnen zu atmen! 

Den Sockel für den „Mondfisch“ habe ich ebenfalls poliert und gesäubert - auch auf die Skulpturen habe ich heute noch meine Konzentration geworfen. Ich war sortiert und achtsam. Bin zufrieden mit dem heutigem „Arbeitstag“. Darauf kann ich sehr gut aufbauen, sage ich mir selbst. Es ist der Tag Eins für den Walnusskreuzer und ich hege nicht den leisesten Zweifel - zumindest für heute.

Ein kleines bisschen Ewigkeit - Fotografie, Kunst und Kunsthandwerk. Rauminstallationen. Worte.